Ein Monatsticket für 9 Euro – und alles ist gut?

Liebe Augsburgerinnen und Augsburger,

für 9 Euro pro Monat in der ganzen Bundesrepublik mobil sein. Das hört sich an wie ein Traum. Und auf den ersten Blick könnte man denken, dass sich die Ampel-Koalition in Berlin da wirklich etwas Tolles ausgedacht hat.

Doch der erste Eindruck trügt. Es gibt aus meiner Sicht viele Kritikpunkte an diesem Projekt. Der Zeitraum von drei Monaten ist ziemlich kurz. Ist danach alles wieder gut? Der Krieg vorbei, die Benzinpreise wieder bezahlbar? Zudem wird das Schnäppchenticket in den Sommermonaten angeboten, in denen mit Ferien- und Urlaubszeit dieses Angebot wohl eher nicht als Alltagsangebot wahrgenommen werden wird. Für viele Pendlerinnen und Pendler wird das Ticket im Übrigen auch gar keinen Nutzen haben, weil ihre Lebensrealität auf eine ICE-Verbindung angewiesen ist. Und kann man wirklich innerhalb von drei Monaten mit so einem Lockangebot das Mobilitätsverhalten der Bürgerinnen und Bürger beeinflussen? Ich bin da skeptisch.

Unglaubliche 2,5 Milliarden Euro hat die Bundesregierung für dieses Prestigeprojekt zur Verfügung gestellt. Geld, das der in Deutschland notorisch unterfinanzierte ÖPNV in anderen Projekten viel nachhaltiger für die Bürgerinnen und Bürger gebrauchen können.

Wir werden uns in den nächsten Monaten und Jahren intensiv damit auseinandersetzen (müssen), wie wir den Verkehr in unserer Stadt organisieren und gestalten wollen. Leitmotiv ist dabei für mich die Blue City Augsburg, meine Idee einer klimafreundlichen Metropole, in der Klimaschutz über den Tellerrand hinausgedacht wird und die Themen Klima, Ressourcen, Technologie, Infrastruktur und Energie miteinander vernetzt werden. Denn Mobilität ist ein Puzzlestück von Klimaschutz – und umgekehrt. Wie wir in Augsburg Mobilität gestalten wollen, ist dabei nicht nur die Frage, wie wir von A nach B kommen. Es geht vielmehr um nichts weniger als die Frage, wie wir gemeinsam unsere Stadt entwickeln und gestalten wollen. Wie wir in Zukunft den nur eingeschränkt zur Verfügung stehenden öffentlichen Raum nutzen wollen. Wie wir die Lebenswirklichkeiten von Pendlerinnen und Pendlern, berufstätigen Eltern, die vor der Arbeit die Kinder noch in die Kita bringen müssen, Seniorinnen und Senioren, die vielleicht mobilitätseingeschränkt sind, Unternehmen und Anwohnenden vereinbaren können. Große Fragen also, die wir alle gemeinsam bei der Neufassung des Mobilitätsplans für Augsburg beantworten wollen. Und auch Sie können sich online ganz einfach beteiligen: Unter Onlinebeteiligung Augsburger Mobilitätsplan nehmen wir bis zum 10. Juni Ihre Anregungen entgegen.

Ich freue mich auf Ihre Anregungen!

Ihre
Eva Weber

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